Hohenloher Gartenparadies | Gartenträume 2023/2024

24 | > GARTEN, PARK & ARTENVIELFALT Lebensraum Garten - Die Artenvielfalt fördern Grün ist nicht gleich grün und Garten ist nicht gleich Garten. So schön die Vielfalt in manchen Staudenbeeten und Blumengärten anzusehen ist, solch´ triste Einöde herrscht in manchem „Schottergarten“. Bewegen wir uns in der Landschaft, fällt uns zudem auf, dass die Vielfalt in der Natur immer weiter abnimmt. Kleinparzellige Strukturen gehen verloren und die Vielfalt in Form von Fauna und Flora verschwindet zunehmend. Von der Landwirtschaft erwarten wir schon heute die Anlage von Blühstreifen, die Pflege und den Erhalt von Streuobstbeständen und vielfältige, abwechslungsreiche Kulturfolgen auf den Äckern. Doch auch im Kleingartenbereich sehen wir den „Englischen Rasen“, welcher nur für wenige Insekten einen Lebensraum bietet. Was können wir nun als Gartenbesitzer tun, um die Biodiversität zu fördern? Was macht eine naturnahe Bewirtschaftung aus? Um zu wissen, was wir schützen wollen, sollten wir den im - mer häufiger verwendeten Begriff Biodiversität zunächst einmal definieren. Die Biodiversität vereint die Begrifflichkeiten des „Lebens“ und der „Vielfalt“ und damit die Fülle von Lebensweisen und Lebensräumen. Meilensteine sind die Strukturvielfalt in Form von unterschiedlichen Lebensräumen, Artenvielfalt als Anzahl biologischer Arten in einem Lebensraum und die genetische Vielfalt als Pool an unterschiedlichen Pflanzen und Tierarten, die einer Art angehören, jedoch in Farbe, Aroma oder Geschmack unterschiedlich sind. Je vielfältiger ein Garten ist, umso wertvoller ist er als Habitat für Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer. Das Prinzip ist sehr einfach- je mehr blütenreiche Pflanzen wachsen, desto mehr Insekten gibt es, welche dort das Nahrungsangebot nutzen können und zusätzlich einen Lebensraum erhalten. Besonders wichtig ist bei der Auswahl der Pflanzen, auf einheimische Blühpflanzen zu setzen. Gründüngungspflanzen eignen sich zudem als blühende Kultur und haben zudem positive Effekte auf die Bodenstruktur, den Humusgehalt, Wasser und Nährstoffversorgung im Boden. Zudem ist es wichtig auf die natürlichen Anzeichen im Garten zu achten. So trägt eine gezielte Förderung von Nützlingen zu einem gesunden Gleichgewicht im Garten bei. Saugende Insekten, wie beispielweise Blattläuse oder Spinnmilben, können durch gezielte Förderung der Gegenspieler wie dem Marienkäfern in Schach gehalten werden. Der Garten muss nicht frei von „Beikräutern“ sein – oftmals bieten diese ein zusätzliches Trachtangebot für Wildbienen und Schwebfliegen. Des Weiteren gibt uns jede Pflanze als sogenannte „Zeigerpflanze“ genaue Anzeichen über den Zustand des Bodens. Ist mein Garten mit Brennnessel besiedelt, ist es für den Gärtner das Anzeichen, dass der Boden gut mit Stickstoff versorgt ist – dies macht eine weitere Stickstoffdüngung überflüssig. Damit werden Ressourcen gespart, die Umwelt geschont und die Brennnessel kann zusätzlich in der Küche verwendet werden. Ein gewisser „Wildwuchs“ ist in einem naturnahen Garten mehr als gewünscht und schafft durch diese Kleinigkeit ein wertvolles Habitat, welches zusätzlich auch noch Arbeitszeit einspart. Weitere Effekte die zur Biodiversität beitragen, sind der Erhalt von alten, regionaltypischen Obst- und Gemüsesorten. In Erhaltungsnetzwerken werden diese gezielt wieder angebaut und tragen durch ihre besonderen Eigenschaften in Form von Farbe, Aroma oder Größe zur genetischen Vielfalt bei. Von diesen Netzwerken oder speziellen Baumschulen bzw. Saatgut- Händlern ist es auch als Privatperson möglich, diese zu erwerben. Mit unseren Tipps in dieser Broschüre möchten wir Ihnen nützliche Inspirationen geben und Maßnahmen aufzeigen, welche Sie ganz einfach in Ihrem Garten umsetzen können und damit einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität leisten, um damit den Lebensraum für spezialisierte Pflanzen und Tiere zu fördern. Es ist unbestreitbar, dass die Biodiversität im Hausgarten von großer Bedeutung ist. Indem wir eine vielfältige Pflanzenauswahl treffen, Lebensräume schaffen, den Einsatz von Pestiziden vermeiden und natürliche Düngemittel verwenden, können wir dazu beitragen, die Biodiversität in unseren eigenen Gärten zu unterstützen. Jeder Garten kann dabei einen wertvollen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten und hilft, eine nachhaltige Zukunft für unseren Planeten zu schaffen. Laura Rübenacker Referentin für Biodiversität beim Landwirtschaftsamt Hohenlohekreis, Kupferzell

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