Hohenloher Gartenparadies | Gartenträume 2023/2024

27 | Kloster Schöntal: barocker Abteigarten modern interpretiert Ein irdischer Garten Eden Wer durch das große Gittertor im Norden der Klosteranlage geht, ahnt schon wegen der großen Fruchtkörbe auf den Mauerpfosten, dass dahinter ein fruchtbarer Garten liegen muss. Kein Kloster konnte ohne Obst, Gemüse, Getreide und Kräuter aus dem eigenen Anbau auskommen. Der Klostergarten lag jedoch außerhalb der Klostermauern, wo sich die Mönche auf geistliche Dinge konzentrierten und nicht von der bunten Schönheit und dem Kreuchen und Fleuchen der irdischen Welt abgelenkt werden sollten. Für den Garten des Klosters Schöntal gibt es erste Erwäh - nungen in Text und Bild ab den 1650er Jahren, vor allem im Barock wurde er umgestaltet und erweitert. Er war nicht nur zur Selbstversorgung wichtig, sondern hatte auch den gewandelten ästhetischen Ansprüchen zu entsprechen. Vor einigen Jahren war das, was von dieser barocken Anlage noch übrig war, verwildert. Die Beet- und Wegeanlagen waren nicht mehr erkennbar, vor allem Goldruten wuchsen darüber. Emmer, Lein und Einkorn Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und das Amt Heilbronn gestalteten den Klostergarten nach historischen Plänen, gaben der Anlage aber eine moderne Anmutung. Vor allem die Artenvielfalt sollte eine wichtige Rolle spielen. Der historische Brunnen blieb integriert, die großen ursprünglichen Achsen des Gartens werden heute durch breite Mähstreifen gezeigt. Einige Parzellen des Gartens werden privat bewirtschaftet, in anderen wachsen Blumen, Kräuter und historische Getreidesorten. Emmer, Lein, Einkorn, Dinkel, Hafer und Buchweizen: frühere Zeiten kannten noch keine Weizenmonokulturen. Die Rosenbeete leuchten im Sommer in den Blüten der alten Sorten, die schon in der Barockzeit beliebt waren wie Apotheker-Rose (Rosa Gallica) oder Moosrose (Rosa × centifolia muscosa). Überhaupt blühen im Garten des Klosters Schöntal das ganze Jahr über Blumen. Von der Pfingstrose über die Sonnenhüte (Echinacea) bis zu den Astern scheinen die Blumen auf die Idee des irdischen Paradieses zu verweisen. Saftiges Obst und Wiesen in trockener Ausprägung Die Obstbäume in einem der vier Parzellen im Abteigarten und im Großen Garten daneben, wurden in die Neugestaltung miteinbezogen. Auch hier herrschen alte Sorten vor. Verschieden aromatische Apfelsorten reifen zu unterschiedlichen Zeiten, die Minizwetschgen „Zibärtle“ sind zwar klein, aber – wer den gleichnamigen Schnaps probiert hat – oho! In den Obstgärten werden die Wiesen so gepflegt, dass sie möglichst vielen Insekten und Tierarten eine Heimat bieten. Es sind Wiesen in „trockener Ausprägung“. Dabei ist nicht die Trockenheit gemeint, die in den letzten Jahren wiederholt aufgetreten ist, sondern der Nährstoffreichtum der Vegetation. Die Wiese wird umso artenreicher und entspricht ihrer natürlichen Umgebung, je magerer sie ist. Dafür wird zwei Mal im Jahr gemäht und das Mahdgut wird aufgesammelt, damit nicht so viele Nährstoffe in der Wiese bleiben. Segen von oben in Form von Regen braucht die Fläche natürlich trotzdem.

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